Dömitz an der Elbe

Schlagwort: #denkmal

 Wabi Sabi – Gedanken zur Schönheit

Wir haben schon Einiges geschafft – die ersten beiden Teile der Familie leben nun schon seit dem Sommer letzten Jahres im Haus und erkunden das neue zu Hause und die Umgegend.

Mit dem Frühling sind auch unsere Kräfte wieder mobilisiert und wir gehen an die nächsten Bauarbeiten in der oberen Etage.

Wenn ich durch unser Haus gehe, treiben mich immer wieder Gedanken über den Begriff Schönheit um. Was bedeutet Schönheit für mich? Was berührt mich daran? Was empfinde ich als „schön“?

Für mich selbst habe ich schon öfters die Erfahrung gemacht, dass Gestaltung, Design und Architektur in meinem Umfeld oftmals mit Perfektion und  einer fast unnatürlichen Ebenmäßigkeit einhergehen. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich aber eher in der alten Villa mit abblätternden Farbschichten an den großen Türen oder im selbst gestalten Loft in einer alten Industriebrache oder im Café in einem kleinen windschiefen Fachwerkhaus wohl. Und immer wieder stelle ich fest, dass mich Raum durch die Spuren und Geschichten, welche die Zeit hinterlässt, inspiriert.

Im Japanischen gibt es das Konzept Wabi Sabi. Es beschreibt die ästhetische Wertschätzung des Alterns und die Schönheit, die in jedem Aspekt der Unvollkommenheit zu finden ist. Auch wir fühlen in unserem neuen alten Haus diese Anwesenheit der Schönheit des Unverfälschten. Nachdem alle alten Tapeten runter waren, haben wir, neben den wunderschönen Barocktüren und den tollen Dielen noch ein paar Ecken gefunden, in denen die Geschichte des Hauses ganz nah zu spüren ist.

Mit einer Tasse Kaffee und Zeit haben Lars und ich uns auf die Suche nach der speziellen Schönheit unserer Etage gemacht, damit wir sie nicht im Zuge von effektiven und pragmatischen Bauentscheidungen verlieren.

Neues Leben – eine Großstadtfamilie zieht um

Abenteuer Mehrgenerationenwohnen, Abenteuer Fachwerkhaus, Abenteuer Denkmal

April 2021

Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, was aus einem abendlichen Telefonat mit meinem Papa werden kann. Mitten im ersten Lockdown, eingesperrt in unseren schönen Altbauwänden zwischen Stuck und Dielenboden in Leipzig war ich, wie so viele, voller Sehnsucht nach meiner Familie. Und dabei wohnten wir nur ein paar Stadtteile auseinander. Während wir miteinander sprachen, wurde mir wieder bewusst, warum ich zurück in meine Heimatstadt gezogen war, um mit meinen Eltern und Großeltern zusammen sein zu können. Und jetzt – halten wir Abstand, weil wir uns lieben! Bei Wein und Tränen malte ich mir aus, wie es wäre, wenn wir alle ein Haushalt wären und nur noch einer Einkaufen geht und nicht alle, das Kind Spaß hat mit Oma und Opa, während wir in Ruhe von zu Hause arbeiten und wie der andere Teil für alle etwas kocht. Wie wir füreinander da sein können. Papa und ich wurden übermütig, erzählten uns von unserem Schloss, welches wir uns schon seit meiner Kindheit immer vorstellten und irgendwann verabschiedeten wir uns mit dem schönen Versprechen alle zusammen im Sommer irgendwo unter einem Apfelbaum gemeinsam sein zu können und Kaffee zu trinken.

Und jetzt stehe ich in diesem schiefen Fachwerkhaus, weiß vielleicht besser als manch Anderer, was alles auf uns zukommt und wo noch die ein oder andere unangenehme Überraschung auf uns warten könnte. Ich sehe die Elbe, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen über den Horizont. Und sehe diese riesige hängende Buche in unserem barocken Garten, unter welchem sich richtig toll Kaffee trinken lässt und das schenkt mir ein Lächeln. Das Leben ist verrückt, nicht immer leicht, aber mit meiner ganzen Familie von 4 bis 91 bin ich bereit für ein wirklich großes, neues Abenteuer.

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