So, die groben Arbeiten im Obergeschoss neigen sich nun erstmal dem Ende. Das heißt aber nicht, das man nun ab jetzt Rost ansetzen kann, im Gegenteil:
An jeder Ecke gibt es nun kleine und mittlere Kleinigkeiten zu bauen, und auch zuerst zu erfinden.
In diesen Fall hat Mareike geplant, eine der nun ausgebauten Abseiten zu nutzen, um ein Regal für Kleider, Hemden und anderen Klimbim einzupassen.
Eine zweite Funktion musste der Entwurf des Regals nun für mich zusätzlich abdecken, nämlich alle 5 Wasser- und Heizungsleitungen auf einmal verschwinden zu lassen.
Die Lösung war recht naheliegend – Die Höhe der Rohre betrug 9 cm, also stellte ich das Regal auf einen 10 cm hohen Sockel.
Um zu gewährleisten, dass sich die Regalbretter nicht zeitnah verbiegen, habe ich mich für 19 mm starke Möbelbauplatten entschieden.
Da das Ganze ziemlich verwinkelt in die Ecke gepresst werden soll, haben ich mich dafür entschieden, alles mit 20×20 mm starken Leisten zu verbinden, anstatt überall Holzdübel und Confirmat-Schrauben zu verwenden. Man hat mehr Flexibilität mit den Leisten, wenn etwas einmal nicht 100%ig passt.
Das Ergebnis kann man hier sehen – alle Rohre sind verschwunden, es sieht super aus und da das Regal keine Rückwände besitzt, kann die dahinter befindliche Außenwand auch weiterhin frei atmen. Das Regal ist übrigens im Lot, durch die Fachwerkwand sieht es aber ein wenig windschief aus.
Die Hängefestigkeit konnte durch die Probe-Wäschestücke, die Standfestigkeit durch meinen Sohn geprüft werden, beide Disziplinen wurden ohne Abzug bestanden.
Wir haben schon Einiges geschafft – die ersten beiden Teile der Familie leben nun schon seit dem Sommer letzten Jahres im Haus und erkunden das neue zu Hause und die Umgegend.
Mit dem Frühling sind auch unsere Kräfte wieder mobilisiert und wir gehen an die nächsten Bauarbeiten in der oberen Etage.
Wenn ich durch unser Haus gehe, treiben mich immer wieder Gedanken über den Begriff Schönheit um. Was bedeutet Schönheit für mich? Was berührt mich daran? Was empfinde ich als „schön“?
Für mich selbst habe ich schon öfters die Erfahrung gemacht, dass Gestaltung, Design und Architektur in meinem Umfeld oftmals mit Perfektion und einer fast unnatürlichen Ebenmäßigkeit einhergehen. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich aber eher in der alten Villa mit abblätternden Farbschichten an den großen Türen oder im selbst gestalten Loft in einer alten Industriebrache oder im Café in einem kleinen windschiefen Fachwerkhaus wohl. Und immer wieder stelle ich fest, dass mich Raum durch die Spuren und Geschichten, welche die Zeit hinterlässt, inspiriert.
Im Japanischen gibt es das Konzept Wabi Sabi. Es beschreibt die ästhetische Wertschätzung des Alterns und die Schönheit, die in jedem Aspekt der Unvollkommenheit zu finden ist. Auch wir fühlen in unserem neuen alten Haus diese Anwesenheit der Schönheit des Unverfälschten. Nachdem alle alten Tapeten runter waren, haben wir, neben den wunderschönen Barocktüren und den tollen Dielen noch ein paar Ecken gefunden, in denen die Geschichte des Hauses ganz nah zu spüren ist.
Mit einer Tasse Kaffee und Zeit haben Lars und ich uns auf die Suche nach der speziellen Schönheit unserer Etage gemacht, damit wir sie nicht im Zuge von effektiven und pragmatischen Bauentscheidungen verlieren.
Unser Sommerdomizil haben wir nun verlassen. Auch wenn der kleine Elektroofen und die Altweibersonne noch Wärme in das Teehäuschen bringen, wird es an manchen Nächten unter dem sternenklaren Herbsthimmel doch recht kühl.
Und deshalb machen wir die Ferienwohnung für uns und euch frisch…
Wir werden über die kalten Tage in unserer eigenen Barockbuchenwohnung an den Wochenenden unterkommen, und testen gleich mal aus, was uns bei uns gefällt oder wo noch was fehlt, so dass ihr im Frühjahr bei uns in neuer Frische übernachten und die schöne Natur an der Elbe genießen könnt.
Für das Bad meiner Schwiegereltern haben wir nun festgelegt, dass der Boden einen Experimental-Aufbau bekommt. Nach einigen Meinungsänderungen, Kopfschütteln und Zustimmungen entschieden wir uns mehrheitlich für einen diffusionsoffenen Aufbau des Bodens. Die Hauptgründe lagen dabei im Schutz der bereits durch Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogenen Innenwände und den Erhalt unserer brandneu errichteten Fachwerk-Außenwand.
Der grobe Plan lautet für das Bad nun also: – oben: großporige Ziegel als Bodenbelag – dazwischen: Drainagemörtel (nimmt man sonst für Terrassensteine) – unten: Schaumglasschotter in Geovlies verpackt
… und los!
Hier sieht man die kläglichen Überreste der Innenwand, deren Fachwerkstiele nicht mehr bis zum Boden reichen, und manche Gefache mit undefinierten Steinsorten und Mörtel geflickt wurden. Aber auch viele Lehmgefache sind erhalten. Hier geht es aber heute um den Fußboden – hier habe ich zunächst großzügig Geovlies ausgerollt und mit ein paar Nägelchen in den Wänden befestigt. Alle Abwasserleitungen habe ich vorsichtig freigeschnitten, dass ich nicht unnötig große Löcher erhalte.
Und dann ging es auch schon direkt los mit dem Einfüllen des Schaumglasschotters.
Das da Zeug ziemlich leicht ist, haben wir es in großen Gartenabfallbehältern ins Haus getragen, das ging ziemlich flott. Ich habe pingelig darauf geachtet, dass mir keine großen Luftlücken am Rand bleiben, schließlich soll die Schicht ja später alles tragen.
Nach 1 bis 2 Stunden war der 16 qm Raum dann auch schon fast gefüllt.
Ich habe dabei mit Wasserwaage und „Richtbrett“ geglättet und gemessen und wälzte mich im selbstgebauten Bällebad – kann ich aber nicht empfehlen, da diese Schotter-Teile mit der Zeit anfangen, unangenehm auf der Haut zu jucken. Also bitte immer mindestens Handschuhe benutzen (hier links im Bild).
Das Füllen der Behälter hingegen fand in Hof statt, in welchem es echt schon niedrige Temperaturen hatte. Mein Schwiegerpapa leerte dabei heldenhaft Sack um Sack, jeder hatte 1,5 m³ Schaumglasschotter geladen.
Bei den letzten Fuhren kam dann die doofe Überraschung: Die berechnete Menge reicht nicht, um auf unsere Wunschhöhe zu kommen 🙁 Also habe ich kurzerhand mit der Harke alles etwas niedriger gezogen – nun hatten wir 6 cm weniger Höhe, angefressen bestellte ich noch auf der Baustelle mit Smartphone einen zusätzlichen 1,5 qm-Sack.
Da wir nun nix mehr zaubern konnten, ging es ans Verdichten. Dazu haben wir eine 85kg-Rüttelplatte ausgeliehen, welche gerade so in Schwiegerpapas Kombi ging. Damit Schaumglasschotter ordentlich trägt, muss man ihn um circa 1/3 verdichten. Also: Zollstock raus, Rüttler an und immer schön messen, bis die Höhe erreicht ist. Solange man vorwärts fährt, „rutscht“ das Gefährt ja fast von selbst, es war nur in den Ecken tricky, wieder herauszukommen.
Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. Meine Befürchtung, dass mir große Lehmteile der alten Innenwände währenddessen abfallen, hat sich nicht bewahrheitet, sodass wir glücklich und etwas benzin-vernebelt unsere vorläufige Wunschhöhe erreicht haben.
Das Geovlies habe ich dann einfach eingeschlagen und alles mit OSB-Platten ausgelegt, dass der Lehmputzer entspannt die Außenwand von innen verputzen kann.
Alles im allem ist die Schicht sehr trittfest – das Experiment fühlt sich bisher sehr gut an. Die Fortsetzung mit Drainage-Estrich und Bodenplatten folgt dann erst, wenn Putzer und auch unser Heizungsbauer ihre Arbeiten geschafft haben.
Richtig ankommen ist wichtig. In einem leeren, kalten Haus mit den Vorbereitungen für die Renovierungsarbeiten ist das aber nicht so leicht. Also haben wir beschlossen, in das kleinste Haus auf dem Grundstück zu ziehen: unser Teehäuschen. Der erste Karton und ein Bett finden den Weg von Leipzig nach Dömitz.
Die Bohrmaschine kreischt und wir hoffen uns zum Männertag bei unseren neuen Nachbarn nicht direkt unbeliebt zu machen. Aber niemand hat sich gemeldet und die Seilgardineneinrichtung, welche sich Lars schon seit Jahren weigert, an irgendwelchen Altbauwänden anzubringen, sitzt straff an der Wand. Wir deuten das als gutes Zeichen!
Noch ist es echt kalt, aber unseren kleinen Mann und uns stört das wenig. Ein bisschen fühlt es sich wie im Urlaub in Norwegen an. Alles wird vom großen Haus in den Teepavillon geschleppt und bestimmt sind das nicht die letzten schönen Stunden, die wir hier verbringen werden.
Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, was aus einem abendlichen Telefonat mit meinem Papa werden kann. Mitten im ersten Lockdown, eingesperrt in unseren schönen Altbauwänden zwischen Stuck und Dielenboden in Leipzig war ich, wie so viele, voller Sehnsucht nach meiner Familie. Und dabei wohnten wir nur ein paar Stadtteile auseinander. Während wir miteinander sprachen, wurde mir wieder bewusst, warum ich zurück in meine Heimatstadt gezogen war, um mit meinen Eltern und Großeltern zusammen sein zu können. Und jetzt – halten wir Abstand, weil wir uns lieben! Bei Wein und Tränen malte ich mir aus, wie es wäre, wenn wir alle ein Haushalt wären und nur noch einer Einkaufen geht und nicht alle, das Kind Spaß hat mit Oma und Opa, während wir in Ruhe von zu Hause arbeiten und wie der andere Teil für alle etwas kocht. Wie wir füreinander da sein können. Papa und ich wurden übermütig, erzählten uns von unserem Schloss, welches wir uns schon seit meiner Kindheit immer vorstellten und irgendwann verabschiedeten wir uns mit dem schönen Versprechen alle zusammen im Sommer irgendwo unter einem Apfelbaum gemeinsam sein zu können und Kaffee zu trinken.
Und jetzt stehe ich in diesem schiefen Fachwerkhaus, weiß vielleicht besser als manch Anderer, was alles auf uns zukommt und wo noch die ein oder andere unangenehme Überraschung auf uns warten könnte. Ich sehe die Elbe, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen über den Horizont. Und sehe diese riesige hängende Buche in unserem barocken Garten, unter welchem sich richtig toll Kaffee trinken lässt und das schenkt mir ein Lächeln. Das Leben ist verrückt, nicht immer leicht, aber mit meiner ganzen Familie von 4 bis 91 bin ich bereit für ein wirklich großes, neues Abenteuer.
Herzlich Willkommen unter der Barockbuche heißen Dich Mareike und Lars. Wir starten ein Mehrgenerations-Abenteuer in Meck-Pomm & wollen Dich hier teilhaben lassen.
Wenn du unsere Location genauso toll findest wie wir, kannst du in unserer Ferienwohnung übernachten oder wir sehen uns bei der ein oder anderen Veranstaltung.
Neueste Kommentare